Das Glasen
... ist nicht der Gesichtsausdruck nach einer heftigen Nacht (glasige Augen). Es ist auch nicht das in Osteuropa verbreitete ”Entsorgen” der gläsernen Trinkgefäße, die
nach ihrer Entleerung in einem achterlichen Schwung dem Kamin zugeführt werden. Mit ”Glasen”€ wird die Zeitansage auf Schiffen bezeichnet.
Es ist abgeleitet aus dem Glas der Sanduhr, dem seinerzeit Üblichen Zeitmessgerät - außer der Sonnenuhr (die konnte man auf Segelschiffen aber kaum verwenden). An dem
Durchfluss ihres Inhalts wurde ”abgeschätzt”€, welche Tageszeit es ist. Voraussetzung war, dass das Glas (die Sonnenuhr) rechtzeitig gewendet wurde. Diese Art der Zeitmessung war natürlich ziemlich ungenau.
Zusammen mit der Beobachtung von Sonne und den Sternen (der ”terrestrischen Navigation”€) ist es verständlich, dass der eine oder andere Seefahrer sein Ziel nicht erreichte - oder knapp verfehlte (Kolumbus?).
Heutzutage gibt es - natürlich in Braunschweig - die Atomuhr CS2, die das Maß der gesetzlichen Zeit ist. Ihr Kern ist Cäsium 133, welches durch Mikrowellenbe- strahlung
auf 9.182.631.770 Schwingungen pro Sekunde angeregt wird. Sie ist so genau, dass wir uns das nicht mehr vorstellen können (Abweichung 10-15 Sek./Tag (femtosekunde)). Erst in 1 Billiarde Tagen
(ca. 3 Billionen = 3.000.000.000.000. Jahren)
wird CS2 um 1 Sekunde abweichen. Der Sender DCF77 (Mainflingen bei Frankfurt) überträgt auf 77,5 kHz das Zeitsignal. Viele Uhren - z.B. die der Deutschen Bahn AG - werden
hiermit gesteuert. über Satellit steht global - abgeglichen mit weltweit weiteren 9 Atomuhren (wobei ca. 80% des Zeitmaßes aus Braunschweig kommen) - die richtige Zeit zur Verfügung. Und in Verbindung mit GPS
(Global Positioning System) weiß jeder Seefahrer, wo er wann ist. Es sei denn, er ist 3. Offizier auf der ”Exxon Valdez”€.
Mit dem Schlagen der Schiffsglocke - Einfach- und Doppelschlag -, dem ”Glasen”€, wird in einem halbstündigen Rhythmus die Zeit kund getan. Damit wusste jeder auf dem
Schiff, was “die Stunde geschlagen†hat. Die Wiederholungen in den Schlagfolgen waren kein Problem. Vor-/Nachmittag, Tag/Nacht konnte jeder Seemann unterscheiden. Das können wir doch auch, oder? Wachwechsel war
ständig bei 8 Glas.
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