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Die Marineuniform

I. Variante

Kurios wie manche Ränge ist auch die Herkunft der Marineuniform. Diese besteht weltauf, weltab aus dunkelblauem Tuch mit goldenen Knöpfen und goldenen Tressen - mit Ausnahme Kanadas, wo die Teilstreitkräfte seit einigen Jahren eine einheitliche Uniform tragen.

Erstmals soll sich der britische Admiral Anson als Erster Seelord mit der Uniformfrage befasst haben. Er legte 1748 der Admiralität Muster vor. Man war sich damals nicht über die zu wählende Farbe klar, neigte aber zu dem in der Armee üblichen Rot. Da griff das Schicksal ein. Eines Tages ging König George II. im Park von Hamton spazieren und sah - hoch entzückt - die von ihm verehrte Herzogin von Bedford hoch zu Ross. Sie trug ein blaues Kleid mit weißgelben Aufschlägen. Das gefiel dem König so sehr, dass er spontan bestimmte, die Uniform der Seeoffiziere solle blau mit weißen Aufschlägen sein - und so geschah es. Welch ein Glück, dass die Herzogin kein rot-grün-gelb kariertes Kleid trug ...

Charakteristisch ist auch bei allen Marinen der offene Halsausschnitt der Matrosen, bisweilen auch noch der Maate sowie die blauen Kragen mit den weißen Streifen. über die Herkunft gibt es verschiedene Ansichten. So sollen die drei weißen Streifen Nelsons drei größten Seeschlachten verewigen - St. Vincent, Aboukir und Trafalgar. Dieses bestreiten andere Quellen ganz entschieden. Sicher ist, dass der Kragen, der in der deutschen Marine seit langem ”Exerzierkragen”€ genannt wird, am Beginn des vorigen Jahrhunderts auftauchte - ohne Verzierung. Er sollte dem Schutz des Hemdes gegen die gefetteten, geteerten Zöpfe der Matrosen dienen. Als die Zöpfe mit der Arbeit verschwanden und der breite Kragen seinen eigentlichen. Sinn verloren hatte, verzierten ihn die Matrosen selbst mit jenen weißen Streifen, die bis heute gang und gäbe sind.

Ärmelstreifen für Offiziere - zunächst nur für Admirale - wurden 1783 in England eingeführt. 1795 kamen die breiten, goldenen Epauletten hinzu, die selbst noch zur Uniform der vergangenen Reichs- und Kriegsmarine Deutschlands gehörten. (Zur Ergänzung, auch zur Volksmarine der DDR). 

Literatur: unbekannt

II. Variante

Marineuniform seit 1816 - Zöpfe und Teerjacken

Sie trugen weiße Hemden, blaue Jacken, schwarze Hosen und Halstücher, die Besatzungen der kurfürstlichen Flotte, die unter Major von der Groeben an der Guinea-Küste die erste Kolonie in Besitz nahm. Der Hosenschnitt entsprach den Arbeitsbedingungen an Bord: er war betont >>hauteng<< gehalten, damit die Lords bei den Arbeiten an und unter Deck nicht hängen blieben und sich verletzten.

Von Einheitlichkeit konnte keine Rede sein, dafür war das Bild recht bunt. Dies sollte durch Kabinettsorder vom 12. Juli 1816 schlagartig - wenigstens für Offiziere - anders werden.

Auf Empfehlung des aus Schweden stammenden Dietrich Longé, der es vom >>Hauptmann der Marine<< bis zum >>Obristen der Marine<< bringen sollte, wurde folgende Dienstbekleidung angeordnet: Die Offiziere haben Uniformen nach dem Schnitt der Dienstanzüge für Infantrie-Offiziere zu tragen. Dazu gehören dunkelblauer Tuchkragen, rote Schulterstücke und blaues Überfutter. Ende des 18. Jahrhunderts machte dann auch die Bekleidung der Seeleute vor dem Mast Fortschritte. Da es üblich war, das lange Haare zu einem Zopf zu binden, den man stark fettete und mit Garn durchsetzte, damit er >>steil im Winde<< stand, musste man um Kragenschoner bemüht sein. Die gab es nicht. Also griff man zum Pinsel und malte sich einen Kragenschutz auf die Jacke, gelegentlich erfüllte auch Teer diesen Zweck.

Geschichtskundige sind sich noch nicht einig darüber, ob diese Lösung des Kragenschutzproblems den Anstoß für die weitverbreitete Bezeichnung >>Teerjacke<< gab, die sich auch heute noch großer Beliebtheit erfreut.

1808 kam es dann zum ersten >>Haar-Erlass<< durch höchste Weisung. Der Zopf musste abgeschnitten werden. Gleichzeitig führte man den Hemdkragen ein, ein viereckiges Stück dunkelblauen Tuchs. Da dies den Seeleuten zu eintönig war, bemalten oder benähten sie diesen Kragen mit weißen Streifen. Die US-Marinesoldaten machten den Anfang, Preußen und Engländer folgten. Nach der Seeschlacht bei Trafalgar entschloss sich die britische Admiralität, die drei weißen Streifen auf dem Exerzierkragen generell einzuführen.

Bei >>Preußens<< durften die Soldaten der Werftdivision (ab 1866) schon mit einem Ausgehanzug paradieren, dessen Krönung ein schwarzer Lackhut bildete, der den Vorzug hatte, bei leichten Windböen davonzusegeln. Versuche, ihn mit Sturmband auszurüsten, scheiterten. So war er wenig beliebt. Sein Plus: er blieb wasserdicht. 1849 kam es zur Einführung der Matrosenmütze mit zwei Bändern, deren Stirnfront die Aufschrift >>Königliche Marine<< zierte. Deckoffiziere durften auch Gala-Uniformen mit hohem Zylinder und Schleppsäbel tragen, Knöpfe auf beiden Brustseiten des Fracks.

1898 wurden die Uniformvorschriften weiter vervollständigt. Deckoffiziere, Stabsobristen und Zeugfeldwebel durften nach mindestens 25-jähriger Dienstzeit den Offiziersrock tragen. An die Stelle der Ärmelstreifen traten jedoch drei goldene Ankerknöpfe. Anstelle der Epauletten trugen sie schmale Schulterstücke aus blauem Tuch. Unteroffiziere und >>Gemeine<< (wie man damals die Mannschaftsdienstgrade bezeichnete) hatten blaue Hosen, >>blaue wollene oder weißleinene Hemden<< mit blauen Umlegekragen zu tragen. Auf der oberen Kragenseite des Überziehers >>sitzen vorne an beiden Seiten rechteckige Platten von hellblauem Tuch, die für Mannschaften der Torpedoabteilungen mit karmesinroten Biesen eingefasst sind<< (für die Besatzung der kaiserlichen Yacht waren die Platten in weißer Farbe gehalten).

Unteroffiziere trugen auf diesen Platten schwarz-weiß-rote Litzen. In den Tropen wurden zur Uniform auch Strohhüte getragen. Besonders eigenartig nahm sich die Uniformvorschrift für Zahlmeisterapplikanten aus: Sie führten als Seitenwaffe ein leichtes Fallschirmmesser in schwarzer Lederscheide mit schwarz-weiß-roter Troddel. Für die Soldaden der Marieninfanterie (Seebataillone) gab es besondere Uniformvorschriften, die denen der Armee entsprach. Dazu wurden weiße Kragen, weiße Schulterstücke (darauf gekreuzte Anker mit Bataillonsnummer und Kaiserkrone), weiße Ärmelaufschläge und gelbe Gardelitzen getragen.

Literatur: unbekannt

Dienst- und Berufsbekleidung                                                                                                           Internationale- und nationale Tradition

Vom Teerzopf zum Mützenband

Wohl kaum eine andere Dienst- und Berufsbekleidung ist mit so vielen internationalen und nationalen Traditionen, aber gleichzeitig auch mit so vielen romantischen Vorstellungen verknüpft wie die schmucken Uniformen unserer Handelsflotte und unserer Volksmarine. Matrosenhemden und flatternde Mützenbänder werden auch heute noch unwillkürlich mit frischem, brausendem Seewind, schwankendem Schiffsdeck, gewellten Segeln und kühnen Seeleuten in Verbindung gebracht.

Doch die wenigsten - einschließlich vieler junger Matrosen - wissen, warum ihre Uniform so und nicht anders beschaffen ist. Besonders unseren Jugendlichen erscheint dieses und jenes nicht mehr modern genug.

Grundbedingung für eine Berufsbekleidung ist ihre Zweckmäßigkeit. Eine Uniform muss darüber hinaus aber auch kleidsam und für den militärischen Dienstbetrieb geeignet sein.

Die einheitliche Marineuniform ist noch nicht alt. Während bei den Landstreitkräften die ersten primitiven Uniformen schon sehr zeitig, etwa zusammen mit den stehenden Heeren aufkamen, gingen die führenden Kriegsflotten erst vor rund hundert Jahren dazu über, eine Dienstbekleidung auf den Schiffen einzuführen. Bis dahin gab es auch keine einheitliche Regelung der Laufbahn- und Dienstgradbezeichnungen. In den Handelsflotten verzichtete man auch weiterhin zugunsten von Zweckmäßigkeit und privaten Belangen auf eine einheitliche Kleidung. Lediglich große Staats- und Privatreedereien führten nach dem Vorbild der Kriegsflotten an Bord der ersten Schnelldampfer eine einheitliche Uniform für Matrosen, Maate und Offiziere ein.

Die Bänder der Matrosenmütze und der große Kragen des Matrosenhemdes erinnern daran, dass in vergangenen Jahrhunderten über lange Zeit hinweg der Brauch herrschte, an Bord der Schiffe geteerte Zöpfe zu tragen. In der britischen Marine hielt sich diese Mode bis in das 19. Jahrhunderet hinein. Während Mannschaften und Unteroffiziere einen angesteckten Zopf zu tragen hatten, der mit einem schwarzen geteerten Band umwickelt war, schmückten sich die Offiziere mit einer weißgepuderten Perücke. Als man endlich die Zopfmode über Bord warf, übernahmen die verschiedenen Flotten als symbolischen Ersatz schwarze Bänder. Zuerst wurden sie nur an den Matrosenhut, der damals vielfach noch getragen wurde, oder an die Mütze geheftet. Später legte man ein Band um den Mützenrand, erfand eine kunstvolle Verknüpfung des Bandes hinten zu der Mütze und ließ die Enden frei wehen. Freifliegende Mützenbänder dieser Art gab es schon zu Beginn des 19. Jahrhunderts.

Auf zeitgenössischen Stichen und und Bildern lassen sie sich erstmals um 1818 nachweisen. Nach und nach wurde es zur festen Tradition, dass das Mützenband Schiffsnamen bzw. Verbands- und Flottenbezeichnungen in goldenen Schriftzeichen trug, so dass die Zugehörigkei des Matrosen oder Maaten schon von weitem ersichtlich war. In einigen Flotten bürgerte sich auch der Brauch ein, bei Heimkehr von einer langen Reise - Weltumrundung - im Heimathafen Mützenbänder zu tragen, die in ihrer Länge bis unter die Gürtellinie reichten. Dies war eine Parallele zu dem Heimatwimpel, den Schiffe aus dem gleichen Anlass trugen und der so lang bemessen war, dass er bei der durchschnittlichen Größe der damaligen Schiffe vom Vortopp bis zum Heck reichte.

Wie schon angedeutet, hängt auch der große Kragen des Matrosenhemdes mit dem alten Brauch der Teerzöpfe zusammen. Er sollte verhindern, dass der Zopf die Oberbekleidung beschmutzte. Naturgemäß musste er deshalb so groß bemessen sein, dass auch bei seitlicher Kopfbewegung das das Hemd geschützt blieb. Um die Reinigung des Matrosenhemdes zu vereinfachen, wurde später ein gleichgroßer auswechselbarer Kragen über das Hamd gelgt, den man im Winter vielfach auch über die Jacke trug. Da die Offiziere keine Teerzöpfe ansteckten, entfielen für sie auch Mützenbänder und Kragen.

Als schließlich die Zöpfe fallen mussten, behielten viele Flotten den Ãœberkragen, in Deutschland als Kieler Kragen oder Exkragen bezeichnet, als Traditionszeichen bei.

Kiel wurde 1871 der erste “Reichskriegshafen†des nach Seemacht strebenden kaiserlichen Deutschlands. Hier entwickelte sich neben Kriegsschiffswerften und Rüstungswerken auch ein ganzer Industriezweig für die Massenherstellung von Marinebekleidung. Dementsprechend wurden in den Sprachgebrauch diese Kieler Erzeugnisse als Kieler Kragen, Kieler Hemden und so weiter aufgenommen und über viele Jahre hinweg zu festen Begriffen.

Die führende Rolle Englands im Seekriegswesen vergangener Jahrhunderte beeinflusste die Traditionen, Sitten und Gebräuche in vielen Flotten. Erst relativ spät wurde dieser Einfluss durch Einführung nationaler Traditionen abgeschwächt.

Trotzdem hielten viele Handels- und Kriegsflotten an den drei weißen Erinnerungsstreifen auf den Kragen der Matrosenhemden und am schwarzen Halstuch bis zum heutigen Tage fest und übernahmen sie als Traditionszeichen.

Die Streifen wurden in England zur Erinnerung an die drei großen Seeschlachten des Admirals Horatio Nelson eingeführt und später von den ausländischen Flotten übernommen. Die Seeschlachten von Aboukir am 1. August 1798, von Kopenhagen am 2. April 1801 (nach anderer Deutung steht an deren Stelle das Seegefecht von Kap Finisterre am 22. Juli 1805) und von Trafalger am 21. Oktober 1805 sicherten die britische Seeherrschaft für weitere 100 Jahre.

Das schwarzseidene Halstuch der Matrosen und Maate wurde in der englischen Flotte aus Anlass des Todes des berühmten Nelson eingeführt. Ursprünglich als offizielles Zeichen der Trauer an der Uniform getragen, wurde das Halstuch als Teil der Matrosenuniform beibehalten, als Zeichen der Aufhebung der Trauer aber eine weiße Schleife geknüpft.

In anderen Flotten trug man das Tuch locker um den Hals, oder es wurde in eine schmale schwarze Schleife umgewandelt. Andere Flotten führten einen kunstvollen Knoten für das Halstuch ein.

Die flache schirmlose Matrosenmütze wurde gegen Ende des 19. Jahrhunderts als einheitliche Kopfbedeckung für Matrosen und Maate übernommen. Bis in die Jahre um 1880 hatte sich in einigen Flotten der breitkrempige, mitunter tschakoähnliche Matrosenhut aus schwarzem Lackleder oder geteertem Segeltuch gehalten.

Die Besonderheiten des Lebens an Bord der damaligen Segel- und Dampfkriegsschiffe mit ihren noch vollgeriggten Takelagen und engen Batteriedecks erforderte aber eine Kopfbedeckung, die ein möglichst unbehindertes Gesichtsfeld nach allen Seiten, besonders aber nach vorn oben ermöglichte. Diese Forderung entstand durch das Exerzieren und Drillen der Besatzung in dem Taugewirr und in den Batteriedecks. Aus diesem Grunde wurde diese Mütze auch nur von den Matrosen und Maaten getragen.

In jener Zeit begann man auch, Matrosenhemden und -hosen vorn möglichst geschlossen und knopflos zu tragen. Man kann der allgemeinen Deutung zustimmen, dass besonders für den seitlichen Klappverschluss der Matrosenhose und den Schnitt des Matrosenhemdes die Besonderheiten der Arbeit in den turmhohen Takelagen der Segelschiffe zugrunde gelegen habe. Jene Arbeit nahm damals nahezu den ganzen Arbeitstag des Seemanns ein; und es scheint erklärlich, dass man die seemännische Berufsbekleidung gegen den scharfen Seewind so gut wie möglich abschließen wollte. Für Offiziere war diese Besonderheit nicht erforderlich; denn bis auf die Ausbildungsoffiziere blieben sie auf dem weniger windigen Deck - sie brauchten nicht aufzuentern.

Ausgehend vom damaligen Borddienst, scheint man auch die Hosenbeine geformt zu haben. Bekanntlich werden sie vom Knie abwärts relativ weit gehalten. Der Grund dafür lässt sich darin suchen, dass die Matrosen an Bord der hölzernen Schiffe während des Sommerhalbjahres hindurch den überwiegenden Teil ihrer Tageswache barfuß und mit hochgekrempelten Hosenbeinen arbeiteten, auch beim Boots- und Geschützdienst.

Die schmucken Uniformen unserer Handelsflotte und unserer Volksmarine knüpfen an die guten Traditionen der deutschen und internationalen Seefahrtsgeschichte an. Das Tragen dieser Uniform ist ehrenvoll. Sie verpflichtet aber auch zum anständigen und sauberen Auftrten innerhalb und außerhalb der Landesgrenzen. Sie verpflichtet zu Berufstreue, Aufrichtigkeit und Achtung gegenüber Vorgesetzten, zu Liebe und Einsatzbereitschaft für die Heimat.

Von Korvettenkapitän Ulrich Israel

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